Der Eingriff: Wie läuft medizinisch gesehen ein Schwangerschaftsabbruch ab?

In Deutschland hast du 2 Optionen, die Tablette oder die Absaugung. Beide Methoden sind sicher und haben keine bis wenig Nebenwirkungen.

Option 1: Der medikamentöse Abbruch

Um eine Abtreibung einzuleiten, nimmst du eine Tablette. Dazu wird das Präparat Mifepriston/Mifegyne® eingesetzt.
Die Tablette führt zu einer Blutung, die den Mutterkuchen aus der Gebärmutter löst und die Schwangerschaft beendet – ähnlich einem spontanen Abgang bei einer Fehlgeburt.
Apropos Fehlgeburt. Das ist übrigens auch weiter verbreitet als man denkt. Jede 6. Schwangerschaft endet bis zur 12. Woche vorzeitig mit einer Fehlgeburt.
Doch zurück zum geplanten Schwangerschaftsabbruch: Eine Tablette nimmst du bei der Ärztin oder dem Arzt ein. Dann kannst du entscheiden, ob du im in der Praxis oder zu Hause auf den Abgang warten möchtest.

Ein medikamentöser Abbruch ist in Deutschland nur bis zum Ende der 7. Woche nach der Befruchtung möglich. Das entspricht der 9. Schwangerschaftswoche nach Beginn der letzten Regel.

Option 2: Die Absaugung

Du entscheidest dich für die Methode der Absaugung bei einer Ärztin oder einem Arzt. Diese Form wird auch „instrumenteller Schwangerschaftsabbruch“ genannt, weil dabei medizinische Instrumente zum Einsatz kommen. Diese sehen ein wenig so aus, wie du sie vom Besuch bei deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt kennst.

Bei dem Eingriff wird man entweder örtlich betäubt oder bekommen eine Vollnarkose:

Mit örtlicher Betäubung: Bei der örtlichen Betäubung wird von der Scheide aus ein Betäubungsmittel in den Muttermund und Gebärmutterhalskanal gespritzt. Du bist während des Eingriffs wach. In einigen Einrichtungen kannst du vor dem Eingriff ein Beruhigungsmittel nehmen. Danach wird abgesaugt. Währenddessen kann es manchmal zu leichten Schmerzen kommen, wie du sie vielecht von deiner Periode kennst. Das Schmerzempfinden ist jedoch von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich.

Unter Vollnarkose: Häufig wird eine Absaugung unter Vollnarkose gemacht, das heißt du bist nicht bei Bewusstsein. Dabei wird das Betäubungsmittel in den Arm gespritzt. Das macht eine Narkoseärztin oder ein Narkosearzt. Sie haben vorher ein Gespräch mit dir darüber geführt.
Dabei besprechen sie die Funktionen des Körpers: Herz, Kreislauf, Atmungsorgane und Allergien. Auch muss die Ärztin oder der Arzt wissen, wie viel Alkohol- und/oder Drogen du normalerweise einnimmst. Da ist es wichtig, ehrlich zu sein. Denn Drogen wie zum Beispiel Cannabis verändern die Reaktion des Körpers auf die Betäubung. Und man muss dann die Dosis für die Narkose erhöhen. Aber keine Sorge: Solltest du mal illegale Drogen nehmen, dürfen sie nichts sagen: Sie unterliegen einer Schweigepflicht.

Kleine Randinformationen: Von Natur aus rothaarige Menschen reagieren anders auf Narkosen als andere Menschen. Dafür sorgt der Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R). Sie sind bei bestimmten Opioiden und Morphinen empfindlicher, reagieren aber schlechter auf Lokalanästhetika. Mehr dazu: Was rothaarige Patient*innen in der Anästhesie einzigartig macht, Diplomarbeit von Helena Tucekova

 

Vor einer Narkose darfst du:

  • 6 Stunden vorher nichts essen
  • 2 Stunden vorher nichts trinken. Davor sind ein bis zwei Gläser Tee, Wasser ok, hauptsache klar und ohne Fett oder/und Zucker. Also keine Cola oder Kakao.
  • Am Narkosetag nicht Rauchen, keine Beauty-Produkte. Auch Schmuck und Kontaktlinsen sollten weg bleiben. Hörgeräte, künstliche Haarteile aus hygienischen Gründen spätestens im OP-Zimmer ablegen
  • Sollte 10 Tage vor der Operation eine Erkrankung (z.B. Erkältung) bestehen, muss das Anästhesieteam bescheid wissen

Nach der Narkose:
Etwa 2 Stunden danach sind die unmittelbaren Folgen wie Schläfrigkeit und langsamer Kreislauf weg. Aber Autofahren ist noch zu gefährlich. Lass dich lieber abholen.

 

Quellen:
Eingriff: https://www.profamilia.de/fileadmin/publikationen/Reihe_Koerper_und_Sexualtitaet/schwangerschaftsabbruch.pdf
Narkose: https://www.gesundheit.gv.at/gesundheitsleistungen/narkose/vor-der-narkose

Abtreibung in Deutschland

Unabhängige Infos zu Kosten, Ablauf, Unterstützung und den Methoden einer Abtreibung. Pro Jahr gibt es mehr als 100.000 Abtreibungen, das sind mehr als 270 pro Tag. Du bist nicht allein.

  • Was kostet eine Abtreibung?
    Eine Abtreibung kostet zwischen 200 und 650 Euro¹. Wenn du ein geringes Einkommen hast, auch als Schülerin, Studentin oder Asylbewerberin², übernimmt das jeweilige Bundesland die Kosten³. Hauptsache, du verdienst weniger als 1258 Euro netto pro Monat.⁴ Statistisch gesehen trifft das auf 65 Prozent der Frauen* in Deutschland zu.⁵

    Dabei ist es egal, ob etwa deine Eltern oder dein*e (Ehe)Partner*in mehr verdient. Es zählt nur dein Netto-Einkommen – also das, was am Ende auf deinem Konto ankommt.

    Um den Schwangerschaftsabbruch bezahlt zu bekommen, musst du vor dem Eingriff einen Antrag stellen. Dabei helfen dir die Beratungsstellen.

    Genaue Informationen zum dem Thema Abtreibung und den Kosten haben wir hier für dich zusammengestellt. Hier findest du auch die Quellenangaben für unsere Informationen.

  • Ist eine Abtreibung in Deutschland erlaubt?
    Eine Abtreibung ist in den ersten 12 Wochen erlaubt und möglich! Dafür musst du:

    1. Zu einer Beratungsstelle gehen und einen Beratungsschein holen
    2. Drei Tage warten
    3. Zu einer Ärztin oder einem Arzt gehen und den Abbruch vornehmen lassen

    Du solltest dich auf sehr unterschiedliche Meinungen gefasst machen, was das Thema angeht. Und dementsprechend auch deine Beratungstelle sorgsam wählen. DENN ACHTUNG! Es gibt Beratungsstellen, die keinen Beratungsschein ausstellen.

    Hier findest du einen Überblick einiger Organisationen, die dir den gesetzlich richtigen Schein ausstellen und dich beraten können. Sie helfen dir auch bei den Anträgen für die Kostenerstattung und können dich bei anderen Problemen weitervermitteln.

  • Bis wann kann ich abtreiben?
    Im Gesetz steht, dass bis zum Ende der 12. Woche eine Abtreibung in Deutschland erlaubt ist.
    Die 12. Woche nach der Befruchtung entspricht der 14. Schwangerschaftswoche, denn: Ärztinnen und Ärzte datieren den Beginn einer Schwangerschaft normalerweise auf den ersten Tag nach der letzten Regelblutung, die etwa zwei Wochen vor der Empfängnis liegt.

  • Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich abtreiben will ...
    Dass du bei einem möglichen Schwangerschaftsabbruch verunsichert bist, ist verständlich. Wir leben in einer Welt, die weiblich gelesenen Personen sagt, was sie zu tun haben. Deshalb ist es wichtig, dass du herausfindest, warum eine Abtreibung in Frage kommt oder eben nicht. Wir können dir diese Frage leider nicht abnehmen.
    Doch wir haben ein paar Ideen und Fragen formuliert, die nur DU dir selbst beantworten kannst. Sie können dir dabei helfen herauszufinden, was du wirklich willst. Klick hier, wenn du die Fragen lesen willst . Außerdem findest du hier die Links zu Beratungsstellen.

  • Wo kann ich mich beraten lassen? Die Beratungsstellen.
    Die Beratungsstellen haben eine wesentliche Rolle bei einem Schwangerschaftsabbruch. Sie können die Bescheinigung gemäß Schwangerschaftskonfliktgesetz ausstellen. Diese braucht die Ärztin oder der Arzt, um den Eingriff vorzunehmen. Die Berater*innen müssen ergebnisoffen beraten. Das heißt, sie sind für dich da, egal welche Entscheidung du triffst. Sie helfen auch bei Dokumenten und können dir auch andere Stellen und Ärztinnen oder Ärzte empfehlen – ganz nach deiner Situation und deinen Bedürfnissen.

    Eine gute Suchfunktion einer Beratungsstelle nach PLZ findest du hier.

    Die Beratungsstellen im Überblick:
    Pro Familia: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig
    Arbeiterwohlfahrt: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig
    Der Paritätische Wohlfahrtsverband: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig
    Deutsches Rotes Kreuz: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig
    Donum vitae: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig
    Gesundheitsamt: stellt Bescheinigung aus, ist unabhängig

    Manche Stellen sind kirchlich geprägt und könnten so eher gegen eine Abtreibung beraten, weil die Kirche diese vermeiden möchte. Das kommt letztlich auf die Berater*innen vor Ort an.
    Diakonisches Werk: stellt Bescheinigung aus, aber kirchlich geprägt
    Caritas: bietet Beratung kann, stellt aber KEINE Bescheinigung aus, aber kirchlich geprägt

  • Kann ich anonym abtreiben?
    Ja und Nein. Du kannst dich immer absolut anonym in einer anerkannten Beratungsstelle beraten lassen. Wenn du dich dann für eine Abtreibung entscheiden solltest, musst du aber bei der Beratungsstelle deine Identität nachweisen, damit sie dir den benötigten Beratungsschein anstellen können. Deine Adresse wird dabei aber nicht dokumentiert. Bei der Ärztin oder dem Arzt musst du du dann zwar deinen Namen, Geburtsdatum, Telefonnummer und Adresse hinterlegen, allerdings sind sie zum Schweigen verpflichtet. Das heißt, sie dürfen nichts sagen, auch nicht deinem*r Partner*in oder deinen Eltern, sonst machen sie sich strafbar.

  • Welche Folgen hat eine Abtreibung für die Psyche?
    Mit der Frage, ob psychische Folgen nach einer Abtreibung normal sind, beschäftigen sich Wissenschaftler*innen und Forscher*innen schon eine ganze Weile. Ein paar gute Studien zeigen, dass Schwangerschaftsabbrüche – vor allem, wenn sie früh vorgenommen wurden und ein einmaliges Ereignis sind – keine psychischen Folgen haben und auch nicht zu psychischen Problemen führen¹.

    Willst du zu den psychischen Folgen nach einer Abtreibung lesen willst, klicke hier. Hier findest du auch unsere Quellenangaben.

  • Kann ich mit jemandem über Abtreibungen sprechen?
    Brauchst du Hilfe in deinem Prozess? Du kannst Tag und Nacht die Hotline für Schwangere in Not anrufen: 0800 40 40 020 (kostenlos)

    Hast du Panik, bist verzweifelt und weißt nicht weiter? Überlegst du sogar dir das Leben zu nehmen? Tu es bitte nicht. Ruf bei der Telefonseelsorge an, Tag oder Nacht: 0800 111 0 111 (kostenlos)

    Und hier findest du noch Telefonnummern und Adressen von unabhängigen Beratungsstellen, die dich unterstützen können.

  • Ist Abtreibung ein Tabu-Thema? Muss ich mich schämen?
    Eine Abtreibung oder ein Schwangerschaftsabbruch sind wichtige Themen, über die alle sprechen sollten. Besonders, wenn dich dieses Thema gerade persönlich betrifft. Es kann sein, dass Menschen darauf abweisend reagieren, weil es ihnen unangenehm ist. Das sind jetzt die falschen Menschen für dich. Sie können dich und deine Sorgen nicht wahrnehmen und dir deshalb auch nicht helfen.

    In diesem Fall empfehlen wir das Weite zu suchen und mit Menschen zu sprechen, die stark genug sind, um für dich da zu sein. Wenn du niemanden in deiner Nähe hast, der dir offen begegnet, findest du bei der Hotline für Schwangere in Not Ansprechpartner*innen. 0800 40 40 020 (kostenlos & Tag u. Nacht erreichbar). Sonst kannst du dich auch direkt an eine Beratungsstelle wenden.

  • Der Eingriff: Wie läuft medizinisch gesehen eine Abtreibung ab?
    In Deutschland hast du 2 Optionen, die Tablette oder die Absaugung. Beide Methoden sind sicher, können aber auch Nebenwirkungen haben. Die Tablette ist nur bis zur 7. Woche nach der Befruchtung möglich, die Absaugung bis zur 12. Woche.

    Wie sich die Methoden genau unterscheiden, kannst du hier lesen. Lass dich dazu vor dem Eingriff aber auch noch einmal genau von deiner Ärztin oder deinem Arzt beraten.

  • Ungewollt schwanger? Was muss ich jetzt tun? – Schritt für Schritt
    Du bist ungewollt schwanger und weißt nicht weiter? Du hast Angst und Panik? Atme ersteinmal tief durch. Noch einmal. Keine Sorge! Es gibt Menschen, die dir helfen.

    Hier unsere Erste-Hilfe-Anleitung: Was du jetzt Schritt für Schritt tun kannst.

  • Kann ich nach einer Vergewaltigung abtreiben?
    Wenn du vergewaltigt wurdest, kannst und darfst du abtreiben. Dafür muss eine Ärztin oder ein Arzt feststellen, dass du sexuell missbraucht oder vergewaltigt wurdest und dabei die Schwangerschaft entstanden ist. Egal ist, ob du bei der Polizei warst und eine Anzeige erstattet hast, oder nicht. Das ist ein anderes Thema und hat nichts mit deinem Recht auf eine Abtreibung zu tun.

    Auch den Weg zu einer Beratungsstelle kannst du dir sparen, bevor du einen Abtreibungstermin ausmachst. Doch du kannst hier kostenlos hin, wenn du Unterstützung und Hilfe brauchst.Eine Abtreibung nach Vergewaltigung nennt das Gesetz „kriminologische Indikation“. Hier gilt die Frist: Die Abtreibung darf maximal bis zur 14. Schwangerschafts­woche durchgeführt werden. Hier kannst du dich über die 2 Methoden einer Abtreibung informieren.

  • Abtreibung aus medizinischen Gründen: Gesundheit / Behinderung
    Eine Abtreibung ist auch möglich, wenn ein besonderer medizinischer Grund vorliegt. Das kann sein, wenn die schwangere Person eventuell schwere Schäden davon tragen würde oder sogar die Schwangerschaft ihren Tod bedeutet. Auch wenn die ärztliche Untersuchung zeigt, dass das Embryo behindert zur Welt kommt, kann eine Abtreibung erfolgen. 

    Ob das der Fall ist, muss eine Ärztin oder ein Arzt beurteilen. Eine zeitliche Befristung entfällt. Es entfällt auch die Verpflichtung zu einem Beratungsschein.

  • Wie ist eine Abtreibung zwischen 14 und 17 Jahren möglich?
    Bist du zwischen 14 und 16 Jahren und bist ungewollt schwanger? Dann kannst du auch abtreiben. Es ist aber rechtlich etwas anders, weil du noch nicht Volljährig bist. Denn bis du 18 Jahre alt wirst, haben deine Eltern das Sorgerecht und entscheiden auch über medizinische Eingriffe. Doch es gibt auch ein Patientenrecht. Das erlaubt, dass Menschen im Sinne ihrer Gesundheit handeln.

    Bei 14 bis 16-Jährigen ist es so:

    • Die Ärztin oder der Arzt müssen deine Einwilligungsfähigkeit feststellen – das heißt, sie sprechen mit dir und schauen, ob du verstehst, was mit dir geschehen ist und was eine Abtreibung bedeutet.
    • Solltest du nicht ausreichend selbst entscheiden können, willst aber auch nicht, dass deine Eltern bescheid wissen, kann das Jugendamt eingeschaltet werden.

    Bei Jugendlichen über 16 Jahren ist die Voraussetzung für eine Abtreibung genau wie bei Volljährigen. Du brauchst also vor dem Eingriff ein Gespräch bei einer Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle, die dir das bescheinigt.

    WICHTIG ZU WISSEN: Niemand darf von den Eltern oder anderen Personen dazu gezwungen werden, abzutreiben oder ein Kind zu bekommen, auch nicht wenn man noch minderjährig ist!